Radfahrschutzstreifen in Dreieich

Radwege in der Stadt – zu wenige, zu gefährlich

Fahren Autofahrer und Radfahrer auf der selben Fahrbahn, so ist dies gefährlich. Vielfach fahren Autofahrer zu dicht an den Radfahrern vorbei, oder übersehen sie beim Rechtsabbiegen.

Abhilfe können da Radfahrwege oder Radschutzstreifen an den Hauptverkehrsstraßen bieten – aber wo gibt es die in Bad Soden?

Betrachten wir die Lage mal an dem Beispiel der Schwalbacher Straße in Bad Soden.

Wenn man mittags an der Schwalbacher Straße in Neuenhain den Berg hochfährt, kann man sie beobachten –die Schülerinnen und Schüler, die mühselig versuchen, den Berg hochzufahren. Dabei kommen sie ab dem Ortsschild in einen gefährlichen Bereich: der Radweg ist zu Ende. Stattdessen stehen Autos halb geparkt auf dem schmalen Bürgersteig und versperren den Weg. Wenn dann noch an manchen Tagen die Mülltonnen draußen stehen, geht gar nichts mehr: zwischen den Mülltonnen und Autos sich vorbei zu schlängeln ist schon für Kinder schwierig; für Kinderwagen und ältere Menschen mit Rollator ist dies unmöglich. Alle müssen auf die Straße und um die parkenden Autos herum ausweichen – eine Gefahr für alle, die dort fahrenden Autos und die Menschen.

Diese Gefährdung ihrer Kinder abzuschaffen hatte auch eine Elterninitiative vor Jahren zum Ziel und beantragte, dort einen Radfahrschutzstreifen einzurichten. Die Stadtverordneten diskutierten im zuständigen Ausschuss darüber und kamen aber dann schließlich zur Einsicht, dass dann ja die Anwohner ihre Autos auf dem eigenen Grundstück parken oder zum nahe gelegen Parkplatz vor dem Friedhof ausweichen müssten. Ein Gewohnheitsrecht aufgeben? Das kam für die Mehrheit nicht in Frage. Und so blieb der unhaltbare Zustand weiter bestehen.

Eigentlich können die Stadtverordneten bei Verkehrsfragen nicht entscheiden: Hier hat der Bürgermeister als Chef der Ordnungsbehörde das Sagen und die Verantwortung. Er könnte sich ja nun an das beschlossene Stadtentwicklungskonzept halten, das schon vor Jahren für alle Hauptverkehrsrouten von und nach Bad Soden ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Fußgängern, Radfahrern und Autos vorgesehen hat. Auch für die Schwalbacher Straße sehen die Experten einen Radfahrschutzstreifen bergaufwärts vor. In der Bürgerversammlung zum Stadtentwicklungskonzept am 15.Mai 2024 bekräftigte der Bürgermeister allerdings wieder den Standpunkt, das Stadtentwicklungskonzept zu ignorieren und die Sicherheit der Schulkinder der Bequemlichkeit weniger Anwohner zu opfern.

Natürlich gibt es auch Alternativen. Die Hoffnung, durch den Ausbau des Weges Richtung Augustinum den Radverkehr umzulenken ist natürlich gescheitert. Es war schon von Anfang an abzusehen, dass dieser Weg nur von Radfahrern angenommen wird, die dort wohnen. Für die Hauptmasse der Radfahrer war und ist dies keine Lösung.

Eine andere Idee ist die Verbreiterung der Straße. Wenn sie nur um einen Meter Richtung Friedhofsmauer erweitert  werden würde, könnte dieser wichtige Meter auf dem Bürgersteig den Radfahrern zum Schieben zur Verfügung stehen. Eine Verbreiterung Richtung Friedhofsmauer um einen Meter stört auch das Fundament der Friedhofsmauer nicht: Bereits jetzt weichen manche Autofahrer  bergabwärts über den Bordstein auf den Rasenstreifen aus.

Eine weitere Alternative wäre es, das Parken auf dem Bürgersteig abzuschaffen und stattdessen zwischen den Parkplätzen Ausweichbuchten bergaufwärts vorzusehen. Dies würde natürlich den Verkehr etwas abbremsen, was aber gerade am Ortseingang durchaus erwünscht ist. Zwar ist diese kleine, kostengünstige Alternative nicht so gut wie ein echter Radfahrschutzstreifen, aber besser als nichts.

Grundsätzlich ist aber leider die Erkenntnis nicht weit verbreitet, dass es kein Recht gibt, sein Auto auf der von allen Steuernzahlern finanzierten öffentlichen Straße kostenlos abzustellen. Auch Fußgänger und Radfahrer benötigen einen sicheren Verkehrsweg. Solange diese Erkenntnis nicht vom zuständigen und verantwortlichen Bürgermeister praktiziert wird, bleibt die Schwalbacher Straße was sie ist: eine offene Wunde im Verkehrsnetz von Bad Soden.

Rüdiger Brause

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