Ex-Marathonläufer will Königsteiner Straße zähmen

Raimund Konrad (69) ist schon sechs Marathons in seinem Leben gelaufen. Und nun will er sich auch an die politische Langstrecke wagen. Der Diplomkaufmann kandidiert auf Listenplatz 8 der GRÜNEN bei der anstehenden Wahl zum Bad Sodener Stadtparlament. Die Verkehrswende ist sein persönliches und kommunalpolitisches Steckenpferd.

„Ich war immer ein Weltenbummler und passionierter Läufer“, erklärt der gebürtige Saarländer, der bereits 44 Länder bereist hat und seit 35 Jahren in Bad Soden seinen Lebensmittelpunkt sieht. „Der Eichwald war meine  tägliche Laufstrecke. Zusammengerechnet bin ich da über die Jahre mindestens einmal um den Äquator gelaufen.“ Zwar ist Raimund Konrad seit einem Unfall gehbehindert, aber das hindert den Hobby-Koch und Rentner nicht daran, seine Einkäufe in Bad Soden zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen. Die kurzen Strecken in der Stadt, die kleinen Läden, die Nähe zur Natur und der S-Bahnanschluss seien wichtige Gründe, warum er sich in Bad Soden so wohl fühle.

„Hier kennt und grüßt man sich noch“, fügt der wieder verheiratete Witwer hinzu. Das sei in Frankfurt, wo er einst BWL studiert hat, leider ganz anders. „Mit Bad Soden verbindet mich auch mein Sohn, der hier vor 13 Jahren geboren wurde und zur Grundschule ging. Ich war damals im Elternbeirat und in der Schulkonferenz aktiv, da habe ich viele Lehrkräfte und Eltern kennen und schätzen gelernt. Das verbindet bis heute.“ Seine späte Vaterschaft habe seinen Horizont nochmals deutlich erweitert, sagt Konrad und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich decke quasi drei Generationen ab. Von Teenies bis Rentner kenne ich die Anliegen der Menschen aus erster Hand. Diese Erfahrungen will ich in die Kommunalpolitik einbringen. Dabei geht es mir insbesondere um Themen, die Bad Soden in eine Zukunft mit intakten Umweltbedingungen (Natur, Klima, Mobilität, kulturelle Vielfalt, …) durch die Beteiligung möglichst vieler Bürger und bei Einsatz von modernen Technologien führt, also in eine Umwelt, in der sich unsere Kinder und deren Kinder wohl fühlen.“

Raimund Konrad, der beim Finanzdienstleister ‚Deutsche Leasing‘ im Controlling und in der Vertriebssteuerung berufstätig war, will seiner Wahlheimat etwas zurückgeben: „Als Rentner habe ich jetzt endlich die Zeit, mich politisch zu engagieren.“ Seit Anfang 2019 ist er Mitglied bei den GRÜNEN in Bad Soden, wo er kürzlich in den Vorstand gewählt wurde. „In dieser Partei fühle ich mich politisch und menschlich zu Hause. Kommunalpolitik reizt mich ganz besonders, weil ich da unmittelbaren Einfluss nehmen kann.“

Raimund Konrad hofft, dass er am 14. März zum Stadtverordneten gewählt wird, und hat dabei ein klares Ziel vor Augen: „Ich will Bad Soden noch attraktiver machen. Konkret ist mir vor allem die Königsteiner Straße ein Dorn im Auge. Und das geht vielen Menschen hier so“. Der Kfz-Verkehr in Bad Soden habe über die Jahre stark zugenommen und werde immer hektischer. „Wir müssen die Königsteiner zähmen, weil sie die Lebensqualität der Stadt massiv beeinträchtigt.“ Die Straße schneide Bad Soden in zwei Hälften und sei besonders für Fußgänger und Fahrradfahrer gefährlich. „Kein Wunder, dass selbst viele Erwachsene mit dem Fahrrad auf dem Gehweg fahren. Die fühlen sich auf der Königsteiner nicht sicher. Ganz zu schweigen von den Kindern.“

Die Lösung ist für Konrad offensichtlich: „Wir brauchen dringend ein Tempolimit auch auf den Hauptstraßen. Bei Tempo 30 sind die Autofahrer vorsichtiger und einige würden dann wohl auch auf die Umgehungsstrecken ausweichen, um Zeit zu sparen. Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet würde aus meiner Sicht erheblich zur Verkehrsberuhigung beitragen.“ Einen weiteren Grund für die Zähmung der Königsteiner Straße sieht Konrad in der Luftqualität. Die sei in den letzten Jahren deutlich schlechter geworden und habe entlang der Hauptrouten inzwischen „Frankfurt-Niveau“. Für ihn ist deshalb die Umsetzung des neuen städtischen Mobilitätskonzepts, das mit großer Bürgerbeteiligung zustande gekommen ist, eine vorrangige Aufgabe GRÜNER Politik in Bad Soden.

Auch die wirtschaftliche Entwicklung der Heilquellenstadt ist dem gelernten Controller wichtig: „Mein Motto lautet: Ökologie durch Ökonomie“. Klima- und Umweltschutz sei kein Widerspruch zu wirtschaftlicher Entwicklung. Ganz im Gegenteil, sie sei die Voraussetzung für nachhaltigen Wohlstand. „Nach all den Jahren in der Opposition müssen wir GRÜNEN jetzt unbedingt in die Regierungsverantwortung kommen“, meint Konrad. Er habe jedenfalls für eine mögliche Koalition mit der CDU keine Berührungsängste. „An grünen Ideen kommt keiner mehr vorbei“, ist sich Konrad sicher. und fügt dann noch hinzu: „Wir müssen allerdings aufpassen, dass wir nicht nur fordern und beschließen, sondern auch konkret umsetzen.“

Dazu gehöre auch, dass man manchmal die Ideen der politischen Konkurrenz mittragen müsse. Als Beispiel nennt er den Umzug des Rathauses in das Medico-Palais. Er fand es richtig, dass die GRÜNE Fraktion sich bei dieser Entscheidung enthalten habe und gleichzeitig öffentlich bekundete, dass die Meinungen innerhalb der Fraktion unterschiedlich waren. „Als ehemaliger Controller bin ich der Meinung, dass die Entscheidung, das Rathaus ins Medico-Palais zu verlegen, finanziell und auch emotional für die Stadt sinnvoll ist. Das ist eine einmalige Chance, ein attraktives Rathaus in einem denkmalgeschützten Gebäude zu bekommen, mit dem sich die Bad Sodener identifizieren können. Und für das alte Rathaus und seine Umgebung findet sich bestimmt eine gute Lösung, die Bad Soden noch attraktiver macht.“

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