Die Bundesregierung hat ihr Konjunkturprogramm vorgestellt. 130 Milliarden Euro soll der „Wumms“ für 2020 und 2021 kosten. 50 Milliarden Euro sind für Innovationen im Bereich Klimaschutz und Digitalisierung vorgesehen. „Für den Klimaschutz muss das Geld sinnvoll eingesetzt und darf nicht zum Strohfeuer werden“, meint Kornelia Girsig von Bündnis 90 / Die Grünen in Bad Soden am Taunus dazu.
Klimapolitik sei auch in Zeiten von Corona ein brandaktuelles Thema. Die große Koalition sollte langfristig alle klimaschädlichen Subventionen mit klimafreundlichen ersetzen, ist die Grüne überzeugt. Konkret bedeute das zum Beispiel die Förderung von erneuerbaren Energien, E-Mobilität und Digitalisierung statt Subventionen für Kohle, Diesel und Flugverkehr – um nur drei aktuelle Beispiele zu nennen. Girsig selbst nimmt täglich die S-Bahn zur Arbeit und fährt zur Erholung gerne Fahrrad.
Aber auch auf kommunaler Ebene könne man einiges für den Klimaschutz tun, sagt die grüne Kommunalpolitikerin, die seit zwei Legislaturperioden im Sodener Magistrat sitzt. Sie wünsche sich vor allem den Ausbau der alternativen Energien auf kommunaler Ebene. Als Vorbild könnte zum Beispiel der Solarpark Wolfhagen in Nordhessen dienen, ein gemeinsames Projekt der Stadtwerke und einer von Bürgern gegründeten Genossenschaft. „So etwas sollte auch in Bad Soden möglich sein“, meint Girsig, die selbst seit 2003 in der Stadt lebt.
Der Sodener Ortsverband der Grünen habe bereits vor einigen Jahren die Förderung einer Bürgersolaranlage angeregt. Hierfür wurden zahlreiche geeignete Dächer im Stadtgebiet ausfindig gemacht. Die Stadtverwaltung habe aber an der Rentabilität der Anlage gezweifelt, obwohl in Nachbarkommunen, wie zum Beispiel in Kronberg oder Oberursel, solche Anlagen bereits erfolgreich betrieben werden. „Trotz mehrmaligem Nachfragen hat sich die Sache dann im Sande verlaufen“, meint Girsig achselzuckend. Nicht nur die Stadtverwaltung sondern auch die Mehrheit der Stadtverordneten stand auf der Bremse.
Auch beim Thema Bauen ließe sich viel machen, ist Kornelia Girsig überzeugt. Wenn ein neues Baugebiet in Angriff genommen wird, sollte die Stadt Passiv- oder Aktivhäuser bevorzugen. So könne man den Energieverbrauch erheblich reduzieren oder sogar mehr Strom gewinnen, als man für den eigenen Haushalt verbrauche. Außerdem sollten Gebäude aus ökologischen Baumaterialien, zum Beispiel Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen, bestehen. Kornelia Girsig weiß, wovon sie spricht. Sie hat Stadtplanung studiert und ist bereits seit Ende der 1990er Jahre bei den Grünen aktiv.
Auch in der Geothermie sieht sie für Bad Soden eine Chance. „Es mag überraschen, aber einige Heizungen in Neubauten werden in unserer schönen Stadt bereits mit Geothermie betrieben. Es ist also möglich“, erklärt Girsig mit einem Augenzwinkern. Die Auswahl des Bauträgers und ein städtebaulicher Vertrag seien hierbei mögliche Hebel für die Stadt, etwas zu verändern.
Auf die Frage, ob kommunalpolitische Opposition auf Dauer nicht frustrierend sei, erklärt Kornelia Girsig mit einem Lächeln, viele Anträge und Anregungen der Grünen seien zunächst im Sodener Stadtparlament abgelehnt, später aber dann doch umgesetzt worden. Als Beispiele nennt sie behindertengerechte Bushaltestellen, Tempo 30 im Stadtgebiet, die Beschilderung der Radwege und Radfahren in beide Richtungen von Einbahnstraßen. „Auch wenn es nicht immer gleich zum Erfolg führt, setzen sich vernünftige Ideen früher oder später oft durch“, fasst Kornelia Girsig ihre realpolitische Einstellung zusammen und weist zum Abschluss auf ein neues Dokument der Bundesgrünen hin. „Zukunftspakt“ nennt sich dieses Papier, in dem die Grünen Maßnahmen für den Aufbruch aus den aktuellen Krisen vorstellen, etwa klimaneutrale Wirtschaft, Gesundheitsschutz und vorausschauende Krisenpolitik.
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